Artgerechte
Ernährung von Hunden
Während
meiner inzwischen mehr als 30- jährigen
Tätigkeit als Tierarzt ist mir immer wieder
die starke Verunsicherung der Hundebesitzer
bezüglich der Ernährung ihres Tieres
aufgefallen.
Es gibt unterschiedlichste Auffassungen
bezüglich der Zusammensetzung des Futters,
Anzahl der Tagesrationen, Nass-Futter,
Trockenfutter, „BARF“ bis zu Tischresten oder
selbstzubereiteter Ernährung.
Barf
oder BARF ist eine Fütterung die aus den USA
stammt. Der Begriff stand zunächst für
„Born-Again Raw Feeders“ (wiedergeborene
Rohfütterer), dann „Bones And Raw Foods“
(Knochen und rohes Futter) und wurde in
Deutschland in „Biologisches Artgerechtes
Rohes Futter“ umgewandelt.
Die Erfinder von BARF orientierten sich an
den Fressgewohnheiten der Wölfe.
Ich werde in meinen folgenden Ausführungen
der Frage nachgehen, ob dieser Gedankenansatz
bei der Fütterung unserer Haushunde
zulässig ist.
Jeder Hundebesitzer schwört auf seine
Fütterungsart und lässt sich meist nur zu
einer Umstellung bewegen, wenn gravierende
gesundheitliche Probleme bei seinem Hund
aufgetreten sind.
Andererseits ist es verblüffend, wie viele
Hunde einen gesunden Eindruck machen, obwohl
die Art ihrer Ernährung extrem unterschiedlich
ist.
Ich werde auf die Gründe für dieses
Merkwürdige Phänomen später noch eingehen.
Um ein objektives Urteil über die optimale
Ernährung unserer heutigen Haushunde zu
erzielen, reicht es nicht aus, die
Ernährungsgewohnheiten des fleischfressenden
Wolfes als Kriterium anzusetzen. Man muß sich
vielmehr überlegen, wie und weshalb es dazu
kam, dass gerade der Wolf als erstes Tier
domestiziert wurde und was sich letztendlich
an unterschiedlichen Varianten unserer
Haushunde aus diesem wilden Tier entwickelt
hat.
Sicherlich haben sich innerhalb von ca.
20.000 Jahren ( Zeitpunkt den Wissenschaftler
als sicher für den Beginn der Domestikation
ansetzen, da es Knochenfunde aus dieser Zeit
gibt, die Merkmale einer Veränderung des
Fressverhaltens aufweisen) durch Anpassung an
den Menschen einige Unterschiede im Erbgut von
Wolf und Hund ergeben. Dies konnten
Wissenschaftler anhand von aktuellen
Genstudien belegen.
Es ist auch nicht unwichtig, mit
einzubeziehen, wie der Mensch sich zum
Zeitpunkt der Domestikation des Hundes ernährt
hat, denn der Hund mußte sich
überwiegend von den Nahrungsresten ernähren,
die der Mensch für ihn überließ.
Während die frühen Vertreter der Homini
sich überwiegend pflanzlich ernährten, worauf
aufgrund der Beschaffenheit ihrer Zähne zu
schließen ist, gibt es früheste Hinweise auf
Fleischverzehr, die um die 3,3 Millionen Jahre
alt sind.
Funde von fossilen Steinwerkzeugen und
Schnittspuren an Knochen lassen vermuten, dass
es sich dabei bereits um den Verzehr von
größeren Wirbeltieren gehandelt hat.
Bei der Umstellung von Pflanzenkost auf
gemischte Kost überwog jedoch weiterhin stark
die Pflanzenkost.
Im weiteren Verlauf der Stammesgeschichte
der Menschen nahm das Hirnvolumen immer weiter
zu. Daher gehen Wissenschaftler davon aus,
dass der erhöhte Bedarf an Proteinen für den
damaligen Menschen leichter aus tierischer
Kost zu gewinnen war.
Der
Homo erectus erlernte den Umgang mit Feuer und
begann zusätzliche Nahrungsquellen zu
erschließen.
Spätestens vor 450.000 Jahren gab es in
Europa menschliche jagdliche Aktivitäten, was
aus Funden an Waffenresten eindeutig belegt
werden kann.
Man vermutet, dass sich in dieser Zeit der
Fleischanteil an der Ernährung des Menschen
vermehrt hat.
Dennoch kann man nach heutigem
Kenntnisstand davon ausgehen, dass der Mensch
von Natur aus weder ein reiner Pflanzen- noch
ein reiner Fleischfresser ist, sondern ein
sogenannter Allesfresser (Omnivore).
In Bezug auf die Domestizierung des Hundes
interessiert der von vielen Wissenschaftlern
angenommene Zeitpunkt vor 20.000 Jahren.
Zu dieser Zeit war der Mensch überwiegend
sesshaft und erfand den Ackerbau.
Die Ernährung des Menschen änderte sich,
indem Gerichte mit Getreide, die einen hohen
Stärkeanteil hatten, häufiger auf dem
Speiseplan standen. Tiere, die Stärke verdauen
konnten, profitierten vom neuen Trend der
Körner- und Gemüsekost aus den angelegten
Äckern. Es stellt sich die Frage, wie
Nachkommen des fleischfressenden Wolfes mit
dieser Ernährung überleben konnten. Es müssen
bereits zu dieser Zeit Veränderungen am Erbgut
stattgefunden haben.
Dies bestätigten zwei aufeinander folgende
Untersuchungen von schwedischen
Wissenschaftlern 2013 und 2014, die
Genvarianten von Wölfen und Hunden
untersuchten. Sie kamen zu interessanten
Ergebnissen.
Bei der Untersuchung von 3,8 Millionen
Genvarianten fanden sie heraus, dass das
Erbgut des Hundes und des Wolfes eine bisher
nicht bekannte Besonderheit aufweist.
Im Erbgut der Hundevorfahren und der modernen
Hunde gibt es Gene, die ein bestimmtes Enzym
codieren und dieses ermöglicht es ihnen,
stärkereiche Kost, wie sie z. B. in Weizen und
Hirse vorkommt, zu verdauen.
Bei der zweiten Untersuchung stellte sich
jedoch heraus, dass die Kopienanzahl des
entsprechenden Gens innerhalb unserer heutigen
Hundepopulation rassespezifisch und
individuell sehr schwankt.
Die Erklärung hierfür liegt mit hoher
Wahrscheinlichkeit in der Vielzahl der
Hunderassen und an der unterschiedlichen
Herkunft sowie den unterschiedlichen
Haltungsbedingungen.
Hatte schon die erste Untersuchung
Kontroversen bei den Verfechtern
unterschiedlicher Fütterungspraktiken
ausgelöst, so trat nach dem Ergebnis der
zweiten Untersuchung eine noch größere
Verunsicherung unter Hundehaltern auf.
Neueste Untersuchungen von Genetikern aus
Frankreich, die erst November 2016
veröffentlicht wurden konnten jedoch die
Ergebnisse der schwedischen Forscher
unterstützen.
Sie untersuchten Hundeknochen aus der Zeit
zwischen 15000 und 4000 Jahren vor unserer
Zeit und stellten fest, dass in diesem
Zeitraum die Zahl der Kopien des Gens Amy 2 B,
das im Hundegenom für die Verdauung von Stärke
zuständig ist, deutlich zugenommen hat.
Damit wird klar, dass der Übergang des
Menschen vom Jäger und Sammler zum
sesshaften Bauern für Hunde eine wichtige
Rolle gespielt hat.
Nicht nur das menschlichen Verdauungssystem
hat sich an die Lebensweise der Jungsteinzeit
angepasst, sondern auch das des Hundes.
Durch die aktuellen Forschungsergebnisse ist
die These widerlegt, Hunde wären nicht in der
Lage, Getreide zu verstoffwechseln, da es der
Wolf nicht kann.
Außerdem
zeigt uns der Exkurs in die Domestikation des
Hundes, dass der Hund als Begleiter und in
Abhängigkeit vom Menschen lebend sehr
anpassungsfähig sein musste, denn auch die
menschlichen Ernährungsgewohnheiten waren
jahreszeitlich sehr unterschiedlich und der
Hund musste, wie schon erwähnt, überwiegend
von den Nahrungsresten des Menschen
leben. Als reiner Fleischfresser hätte
er nicht überleben können.
Noch heute gibt es ähnlich aufwachsende
Hunde in verschiedenen südlichen und
osteuropäischen Ländern, die sich von
Nahrungsresten aus Mülltonnen ernähren müssen.
Wären sie reine Fleischfresser, wie der
Wolf, hätten sie in den Städten und Dörfern
keine Chance zu überleben.
Die Vielseitigkeit ihrer Nahrungsverwertung
und die Robustheit ihres Magen- Darmtraktes
macht sie zu wahren Überlebenskünstlern.
Ein wesentlicher Faktor für diese
Robustheit des Magen- Darmtraktes ist die
Mikroflora des Hundes, die wie bei allen
höheren Lebewesen eine wichtige Rolle bei
allen Verdauungsprozessen spielt.
Mikroorganismen sind die Vermittler
zwischen der Außenwelt und dem tierischen
(menschlichen) Körper.
Der überwiegende Anteil der zugeführten
Nahrungsbestandteile kann in der aufgenommenen
Form nicht in den Körper gelangen. Er muß
durch vom Körper produzierte
Stoffwechselprodukte und durch Mikroorganismen
in eine Form gebracht werden, in der er vom
Darm in den Körper gelangen kann.
Doch das ist nicht die einzige Aufgabe der
Mikroflora des Verdauungstraktes.
Mikroorganismen produzieren Enzyme, Vitamine,
Aminosäuren, Fettsäuren und andere essentielle
Stoffe.
Sie verdrängen pathogene Mikroorganismen,
Parasiten und Pilze und stabilisieren das
Immunsystem. Stoffwechselgifte werden abgebaut
und die Schleimproduktion in den
Darmschleimhautzellen wird von ihnen angeregt.
Ohne die Besiedlung des Darms mit
Mikroorganismen ist ein Überleben nicht
möglich.
Da Hunde eher als Allesfresser mit Tendenz
zum Fleischfresser angesehen werden können,
hat sich die Mikroflora des Darmes an die
unterschiedliche Nahrungszufuhr angepasst. Sie
ist relativ variabel, je nach zugeführter
Nahrung, wie dies weder bei reinen
Fleischfressern noch bei Pflanzenfressern der
Fall ist.
Dennoch können sicherlich plötzliche
Nahrungsumstellungen problematisch sein, da
trotz der geringen Reproduktionszeit von
Mikroorganismen ein gewisser Zeitraum für die
Anpassung an eine veränderte Ernährung zur
Verfügung stehen muss.
Betrachtet man das eher unkomplizierte
Magen- Darmsystem des Hundes, so ist es
verwunderlich, das einige Hundehalter große
Probleme bei der Ernährung ihrer Tiere haben.
Wahrscheinlich ist auch dies ein Hinweis
auf die enge Beziehung, die der Mensch mit dem
Hund eingegangen ist und die darin gipfelt,
dass der Hund die gleichen körperlichen
Probleme aufweist, wie sein Frauchen oder
Herrchen. Durch schädigende Umwelteinflüsse
und die zu häufige Zufuhr von Medikamenten,
wie Antibiotika, Abführmittel, Cortison sowie
die Darmschleimhaut angreifende Schmerzmittel
ist die Mikroflora des Darmtraktes nicht mehr
in der Lage, die wichtigen Schutzfunktionen
aufrecht zu halten. Krankmachende
Mikroorganismen übernehmen die Oberhand.
In einer Studie der Charité, Berlin unter
der Leitung von Frau Dr. Christina Zielinski
von der Klinik für Dermatologie und
Allergologie in Zusammenarbeit mit dem
Institute for Research in Biomedicine
Bellizona, Schweiz wurden Beobachtungen
gemacht, die aufzeigen, dass die
Zusammensetzung der Mikroflora einen
entscheidenden Einfluss auf die Entstehung
chronischer Erkrankungen hat. Frau Dr.
Zielinski, Erstautorin der Studie, die auch im
Wissenschaftsjournal „Nature“ veröffentlicht
wurde, ist aufgrund ihrer
Untersuchungsergebnisse davon überzeugt, dass
ein Ungleichgewicht der Mikroflora für die
Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie
Schuppenflechte, Multiple Sklerose, Arthritis,
Neurodermitis, Rheuma, Morbus Crohn,
Allergien, Diabetes u.a. verantwortlich ist.
Dies wäre eine zusätzliche Erklärung für
die guten Heilungserfolge, die ich seit Jahren
mit dem Einsatz von spezifischen
Mikroorganismen-Komplexen bei Tieren mit
akuten und chronischen Erkrankungen gemacht
habe.
Ich setze Mikroorganismen-Komplexe auch
prophylaktisch bei einem Großteil meiner
Patienten ein, um eine optimale mikrobielle
Mikroflora zu gewährleisten. Unter meiner
Rubrik „Mikrobiologische Therapie“ wird der
Einfluss von Mikroorganismen auf die
Gesundheit von Tieren (und Menschen) noch
einmal verdeutlicht.
Da ich auch Hundezüchter bin, habe ich
ebenfalls in meiner Zucht hervorragende
Ergebnisse durch den Einsatz von
Mikroorganismen-Komplexen erzielen können.
Meine Welpen, sowie das Gesäuge des
Muttertieres werden bereits direkt nach der
Geburt mit spezifischen Mikroorganismen
eingesprüht. Ich habe dadurch in den letzten
Jahren keine Infekte bei den Welpen und den
Muttertieren gehabt, was in den Jahren davor
gelegentlich vorkam.
Einige Hundezüchter (und
auch Katzenzüchter) haben inzwischen dieselben
Erfahrungen gemacht.
Fast
alle „Zivilisationserkrankungen“ des Menschen
gibt es inzwischen auch bei Hunden und der
Hund ist bei einigen Menschen inzwischen nicht
mehr der Gefährte bei der Jagd oder der
Wachhund, sondern seinen Besitzern so ans Herz
gewachsen, dass er als gleichwertiges
Familienmitglied angesehen wird. Daraus
resultieren einige Ernährungsmodalitäten, die
sich negativ auf die Gesundheit des Hundes
auswirken können.
Um sich dies klar zu machen, muss man
einige wichtige Besonderheiten kennen, die
unseren treuen Begleiter von uns gravierend
unterscheiden.
Der Hund gehört zu den Nasentieren
(Makrosmatikern). Je länger die Hundeschnauze,
desto besser das Riechvermögen. Im Vergleich
zum Menschen hat der Hund 20 bis 50 Mal mehr
Riechzellen. Die Riechleistung ist aber sogar
etwa eine Million mal besser als die des
Menschen, da der Hund in kurzen Atemzügen bis
zu 300 Mal in der Minute atmen kann.
Der Geschmackssinn des Hundes dagegen ist
wesentlich schlechter ausgeprägt als der des
Menschen. Der Hund verfügt über ca. 1700
Geschmacksknospen, der Mensch über 9000.
Die Verdauung des Hundes beginnt im Magen,
nicht wie beim Menschen im Mund, wo bereits
eine enzymatische Umwandlung von
Kohlenhydraten in verwertbare Stoffe einsetzt.
Hunde schlingen daher ihr Futter herunter
(je besser der Geruch, desto schneller die
Aufnahme). Ein Sättigungsgefühl setzt
besonders bei konzentrierter Nahrung nicht
ein. Da Hunde, wie auch andere Caniden
ursprünglich Vorratsfresser sind, sind sie in
der Lage, große Mengen Nahrung aufzunehmen
aber auch lange Zeit ohne Nahrung auszukommen.
Die an Hunde verfütterten Rationen reichen in
der Regel nicht aus um den Hund so zu
sättigen, daß er nicht nach mehr verlangt.
Insofern ist es für die meisten Hundebesitzer
schwer, ihren geliebten Hausgenossen schlank
zu halten. Damit sind sie überwiegend schon
selbst überfordert. Wenn man aber das
Freßverhalten des Hundes kennt, und weiß, daß
der Vorgang zumeist in Minuten- wenn nicht in
Sekundenschnelle abgeschlossen ist, so muß
einem klar sein, daß ein halbstündiger
Spaziergang oder gar eine sportliche
Betätigung für den Hund eine wesentlich höhere
Lebesqualität darstellt, als ein übervoller
Futternapf.
Meine Empfehlung ist, die Futtertagesration
morgens bereitzustellen und auf 2-3 Mahlzeiten
zu verteilen. Wird dann noch ein Teil dieser
Menge als Belohnung, für erzieherische
Maßnahmen oder einfach nur als „Leckerchen“
abgezweigt und auf sämtliche zusätzliche Dinge
verzichtet, wird man keine Probleme mit
Übergewicht bei seinem Vierbeiner haben.
Mehrere Mahlzeiten bedeuten mehr
Lebensqualität!
Regelmäßige Fütterung entspricht nicht den
natürlichen Gegebenheiten, stellt anderseits
jedoch auch kein Problem dar.
Nach Erfahrungen aus meiner Praxis stellt
Überernährung (wie beim Menschen) heute das
größte gesundheitliche Problem dar.
Mangelernährung dagegen das Geringste.
Überernährung führt bei Hunden zu
Herzkreislauferkrankungen, Störungen des
Bewegungsapparates und zu endokrinologischen
Erkrankungen (Diabetes mellitus, Hypothyreose
etc.)
Jede der anfangs angeführten
Ernährungsarten, sei es Nass- oder
Trockenfutter oder „BARF“ führt zu Problemen,
wenn eine Übergewicht damit verbunden ist.
Eine Ernährung mit menschlichen Speiseresten
ist m.E. besonders fragwürdig.
Aufgrund meiner eigenen Erfahrung als
langjähriger Tierarzt und Hundezüchter bin ich
davon überzeugt, dass eine vollwertige
Ernährung der Hunde am einfachsten ist, wenn
man qualitativ hochwertiges Hundefertigfutter
verfüttert. Gegen Trockenfutter ist m. E.
nichts einzuwenden. Es bietet hingegen viele
Vorteile.
Ein hochwertiges Hundetrockenfutter enthält
alle essentiellen Nahrungsbestandteile, die im
Darm des Hundes nicht von körpereigenen
Stoffen und von Mikroorganismen hergestellt
werden können. Der Gedanke, dass Trockenfutter
in der aufgenommenen trockenen Konsistenz den
Darm passiert ist absurd. Im Dünndarm hat das
Trockenfutter genau dieselbe dünnbreiige
Konsistenz wie ein Nassfutter oder BARF. Daß
die Wasseraufnahme des Hundes bei der Aufnahme
von Trockenfutter höher liegt, versteht sich
von selbst. Ein zusätzliches Argument für ein
qualitativ hochwertiges Trockenfutter ist der
Umstand, das beim Transport von Nassfutter ein
vielfaches an Volumen und Gewicht
transportiert werden muss. Wenn man von etwa 5
Millionen Hunden (2008) ausgeht, kann man sich
leicht den ökologischen Nutzen ausrechnen, den
die Fütterung mit Trockenfutter gegenüber
Nassfutter hat. Hinzu kommt, dass Nassfutter
in der Regel Konservierungsstoffe enthält und
oft auch zusätzliche Geruchs-und
Geschmacksverstärker, sowie Farbstoffe, die
eher darauf abzielen das Futter für den
Tierbesitzer, der die Dose öffnet attraktiv
erscheinen zu lassen.
Beim Barfen sind in der Regel die
Proteinanteile zu hoch und es ist schwierig
das Futter dem Alter, der Größe und der
Leistung, die der Hund zu erbringen hat
anzupassen. In meiner Praxis konnte ich die
Erfahrung machen, daß der prozentuelle Anteil
von chronisch kranken Hunden, die „gebarft“
werden keinesfalls niedriger liegt als bei
Hunden, die konventionelles auf sie
zugeschnittenes Futter erhalten.
Ein zusätzliches Argument für die Fütterung
mit Trockenfutter sind die bei Nassfutter
anfallenden größeren Mengen an Verpackungen.
Ökologie sollte nicht nur für von uns
benötigte Produkte ein Thema sein. Außerdem
sollten wir „Hundeliebhaber“ uns besonders
umweltfreundlich verhalten, um nicht
zusätzlicher Kritik von Menschen ausgesetzt zu
sein deren Begeisterung für Hunde sich in
Grenzen hält.
Ein sehr wesentlicher Faktor für eine
gesunde Ernährung von Hunden ist eine
Differenzierung nach Alter und Größe des
Hundes.
Ein Hundefutter für alle Hundegrößen und
alle Altersklassen kann nicht mit dem Prädikat
„GUT“ bewertet werden, wie dies aktuell
in Testberichten erfolgte.
Der Stoffwechsel eines Yorkshire-Terriers
ist nicht vergleichbar mit dem einer Deutschen
Dogge, auch wenn ein Großteil der 19.000 Gene
des Hundes gleich sind, bis auf 50 Gene, die
darüber entscheiden, ob ein Hund groß oder
klein ist, welche Ohren- oder Nasenform er hat
und wie sein Fell aussieht.
Ein Welpe benötigt in der ersten Phase nach
Absetzen von der Mutter, was nicht abrupt
erfolgen sollte, ein Starterfutter und danach
ein Welpenfutter. Je nach Größe des Hundes
sollte dies ein Futter für kleine, mittlere,
große oder Riesenrassen sein. Auch der
Zeitraum der Fütterung eines Welpenfutters
richtet sich nach der Größe des Hundes. Bei
kleineren Hunden kann das Welpenfutter in der
Regel nach ca. 1 Jahr abgesetzt werden,
wohingegen bei Riesenrassen teilweise bis zu
24 Monate ein Welpenfutter gefüttert werden
sollte, da die Calzifizierung der Knochen erst
dann abgeschlossen ist. Auch bei dem
Erwachsenenfutter ist die Größe des Hundes zu
berücksichtigen. Ältere Hunde sollten je nach
Größe ab einem bestimmten Alter ein Futter mit
einem niedrigen Protein- und Phosphorgehalt
bekommen, um mit zunehmenden Alter die Leber
und die Nieren zu entlasten. Je größer der
Hund, desto früher sollte zu einem
Seniorfutter übergegangen werden.
Zusammenfassend kann man sagen, daß eine
gesunde Ernährung von Hunden am einfachsten
ist, indem man eine qualitativ hochwertige
Hundevollkost verfüttert. Sie muß
entsprechend der Größe , der Leistung und dem
Alter des Tieres individuell auf den Hund
zugeschnitten sein.
Für kranke Hunde gibt es entsprechende
Diätfutter, die oft das wichtigste Glied in
der Kette von therapeutischen Maßnahmen
darstellen. Aus diesem Grund muß jeder
Tierarzt neben seinen medizinischen
Kenntnissen auch auf neuesten Stand der
Ernährungsphysiologie sein. Inzwischen werden
von verschiedenen Firmen
Weiterbildungsseminare für Tierärzte und
Tierärztliche Fachangestellte angeboten, die
auf starkes Interesse stoßen. Deshalb ist es
für einen Hundebesitzer, besonders wenn er
keine Erfahrung in der Haltung von Hunden hat,
ratsam seinen Tierarzt zu Rate zu ziehen, und
auf wohlgemeinte Ratschläge von angeblichen
Experten mit Vorsicht zu reagieren.
Bilderquellen: Wikimedia Wolf
Homo
erectus Skelett
/ Image After Hund
Labor für Klinische
Diagnostik Bad Kissingen,im März 2013-02-05
BARFen ist auch weiter eine
Fütterung, die sich wachsender Beliebtheit bei
Hundehaltern erfreut. Dem Umstand, dass die
Ration zunächst nicht vollständig ausgewogen
ist, wird in sehr unterschiedlicher Art Rechnung
gezollt. Zur Abklärung möglicher Über- oder
Unterversorgungen bieten wir seit einiger Zeit
ein Profil an,welches wir Ihnen ans Herz legen
wollen. Eine erste Auswertung von über 200
Proben zeigt, dass wir in 8% der Tiere eine
Hypokalzämie sehen, in 19% liegt eine
Hyperphosphatämie vor. Während wir Über- und
Unterschreitungen des Referenzbereichs bei
Vitamin D3 in 7 bzw. 11% sehen, liegen bei 57%
der Tiere Vitamin A Spiegel unter dem
Referenzbereich vor. Analytik zur Optimierung
solcher zuhause zusammengestellten Diäten sollte
unser aller Ziel sein, um alimentär bedingte
Erkrankungen zu verhindern.
Bildquelle: Beef Aspic
Yum
Was den Hund vom
Wolf unterscheidet
Schwedische Wissenschaftler fanden heraus,
dass im Erbgut von Hundevorfahren und unseren
heutigen Hunden Gene vorhanden sind, die ein
bestimmtes Enzym codieren, das es ihnen
ermöglicht stärkereiche Kost zu verdauen. Im
Unterschied zu heute lebenden Wölfen, die fast
ausschließlich von Fleisch leben, sind Hunde damit in
der Lage, Nahrung zu verdauen, die auch von
den Menschen in der Jungsteinzeit bevorzugt
wurden. Denn mit der Sesshaftwerdung der
Menschen begannen auch die ersten
ackerbaulichen Betätigungen und damit der
Trend zu Gemüse- und Körnerkost.
„Die
Fähigkeit
Stärke zu verdauen ist wahrscheinlich ein sehr
wichtiger Schritt in die Domestikation der
Hunde gewesen“, schreiben die Wissenschaftler
im Journal „Nature“. Durch diese Entdeckung
stellt sich die Frage, ob das zur Zeit im
Trend liegende „Barfen“, bei der Fütterung mit
rohem Fleisch im Vordergrund steht, wirklich
die optimale Ernährung für Hunde ist.
Besonders wenn man bedenkt, dass der hohe
Fleischkonsum bei der westlichen Bevölkerung
zu erheblichen gesundheitlichen Problemen
geführt hat.
Eine Reduzierung der weltweite
Fleischproduktion ist sowohl aus
gesundheitlichen, tierschützerischen
(Massentierhaltung), ökologischen (Sojaexport
von Brasilien nach China als Futtermittel für
Schweine, die Äcker waren ursprünglich
Tropenwälder) und humanitären (Hungersnöte in
Ländern der dritten Welt) Gründen dringend
erforderlich.
Update 09.11.2016
Die Jungsteinzeit veränderte
auch das Erbgut
Hunde spielten beim Übergang von Jägern und
Sammlern hin zu sesshaften Bauern eine wichtige
Rolle. Wie stark sich das Erbgut der Tiere
seither verändert hat, haben Genetiker aus
Frankreich untersucht. Wie sie im Fachblatt
"Open Science" der britischen Royal Society
schreiben, haben sie Knochen aus der Zeit
zwischen 15.000 und 4.000 Jahren vor heute
untersucht. Dabei sahen sie, dass in dieser Zeit
im Hundegenom die Zahl der Kopien des Gens Amy2B
deutlich zugenommen hat. Dieses Gen ist für die
Verdauung von Stärke zuständig, die etwa in
Weizen und Hirse vorkommt. Die Forscher sehen
dies als Beleg dafür, dass sich nicht nur das
menschliche Verdauungssystem an die Lebensweise
der Jungsteinzeit angepasst hat, sondern auch
das des Hundes.
Quelle: R. Soc. open sci/Ms
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